Sonntag, 2. August 2009

Das Fiesbook

Es gibt Erfolgsgeschichten, die mich zum Nachdenken anregen. So zum Beispiel die enorme Nutzung von Facebook, einer Internet-Plattform, die dafür da ist „mit Menschen in Kontakt zu treten“ – so die Eigenwerbung. Ursprünglich gegründet um mit jenen Menschen virtuell in Kontakt zu bleiben, die man in der physischen Welt kaum mehr sieht, ist es zu einer vor Banalitäten strotzenden Selbstinszenierungsplattform geworden. Das Facebook (zu Deutsch etwa „Gesichtsbuch“) ist zum Fiesbook geworden, weil man mit diesem Ding seine Mitmenschen auf subtile Art ganz schön malträtieren kann. Einige Beispiele mögen dies illustrieren: Wer seine Facebook-Seite öffnet, sieht gleich alle möglichen Nachrichten von seinen virtuellen Freunden. (Bei diesen „Freunden“ handelt es sich oft um Menschen, für die man im richtigen Leben dieses Wort nie verwenden würde – aber dies nur nebenbei.) Man erfährt also auf einer Art Zeitschiene, was diese Menschen umtreibt. Und da reiht sich Erkenntnis an Erkenntnis: Ich bin müde, schreibt jemand. Und ein anderer: Hab grad einen Donut gegessen. Leute, die mit solchen Botschaften ihren Mitmenschen die Zeit stehlen, sind schon ziemlich fies.
Aber es gibt noch einen fieseren Trick. In der Generation der Internetkinder ist der soziale Status viel weniger von der Automarke oder der Wohnlage abhängig, sondern viel mehr von der Anzahl Freunde. Je mehr Freunde jemand auf seiner Facebook-Seite hat, desto besser. Die Erfolgreichen verzeichnen dann gut und gerne deren 400 und mehr. Da muss ja jeder andere vor Neid erblassen und denkt sich: „Was muss ich für ein langweiliger Mensch sein. Ich habe bloss ein Dutzend Freunde!“ – Richtig fies für solche Leute.
Das „soziale Netzwerk“, wie Facebook gerne genannt wird, ist in auch nur so sozial wie seine Nutzer. Und dies sind bekanntlich Menschen wie du und ich.

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