Sonntag, 2. August 2009

Die Leiden des Konsumenten

Dass der tägliche Einkauf längst zu einem politischen Akt geworden ist, braucht Ihnen wohl niemand zu sagen. Kaum hat man sich ein Wägeli geschnappt, geht es los: Soll man Aprikosen aus Übersee kaufen oder aus dem Wallis? Das ökologische Gewissen will Schweizer Obst, das Portemonnaie plädiert für die billigere Importware. Man lässt es am besten bleiben, es muss ja nicht jeden Tag Obst sein. Dann vielleicht ein paar Trockenfrüchte? Man hat die Wahl zwischen Datteln aus Ägypten und der Türkei. Es beschleichen einen Zweifel: Soll man diese Regime unterstützen? Erst neulich konnte man doch wieder von Menschenrechtsverletzungen lesen, hüben wie drüben. Man legt die Packungen zurück ins Gestell. Es ist ohnehin keine Saison für Datteln, denkt man und schiebt den leeren Wagen weiter zum Gemüsestand. Bio-Kopfsalat steht auf der Einkaufliste und der ist ja nun sicher politisch völlig unproblematisch, denkt man, legt ihn ins Wägeli und während man das nächste Regal ansteuert, denkt man plötzlich an einen Bericht im Fernsehen. Da konnte man sehen, dass die Bio-Bauern zwar keine Gifte spritzen dürfen, dafür umso mehr Kupfer auf ihre Äcker kippen. Man verdrängt den Gedanken schnell und geht mit schlechtem Gewissen zum Mineralwasser-Gestell. Beim Griff nach der grünen Flasche stutzt man: So viel Verpackung für ganz banales Wasser, das nicht einmal Kohlensäure enthält? Dann kann man ja gerade so gut Leitungswasser trinken.
Dann wenigstens ein Glas Wein, wenn einem schon alles andere vergönnt ist. Doch halt, man weiss doch mittlerweile, dass Wein mit Schadstoffen belastet ist. Und diese Schadstoffe lagern sich im Körper ab, verursachen chronische Krankheiten, man wird ein Fall für die teure Spitzenmedizin und trägt dazu bei, dass die Gesundheitskosten noch weiter steigen. Also lieber keinen Wein und ab zur Kasse.
Zu Hause setzt man sich an den Tisch und denkt an die vielen guten Taten, die man als verantwortungsvoller Konsument getan hat und lässt sich den Salat schmecken. Wobei, so richtig will das Grünzeug nicht munden. Wahrscheinlich liegt es daran, dass er keine Sauce dran hat. Aber Sie wissen ja vermutlich, wo das Olivenöl herkommt und wie ungesund Essig für den menschlichen Organismus ist.

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