Montag, 11. Juni 2007

Endlich Formel 1 im Zürcher Oberland

Der Nationalrat hat diese Woche beschlossen, dass Formel-1-Rennen in der Schweiz wieder zugelassen werden sollen. Seit 1955, als bei einem Unfall im französischen Le Mans über 80 Personen starben, waren die lärmenden Motoren auf helvetischen Pisten tabu. In der Zwischenzeit hat sich aber einiges geändert, und das wissen natürlich auch die Bundespolitiker. Es verkehren heute viel mehr Privatwagen als vor 50 Jahren und das ganze Land ist mit einem dichten Netz von Autobahnen überzogen. Das ganze Land? Nein, eine kleine Region im Zürcher Oberland konnte bisher gegen Ansturm der Autobahnbauer wehren. Doch das soll sich nun ändern. Mit der Wiedereinführung der Formel-1-Rennen wollen die Politiker in Bern auch gleich der Oberlandautobahn zum Durchbruch verhelfen. Die Verbindungsstrasse soll nämlich so angelegt werden, dass sie am Wochenende für Rundrennen benützt werden kann. Nicht umsonst wurde beim Anschluss Uster Nord vor ein paar Jahren ein Kreisel gebaut. Dieser wird zum so genannten „Buchholz-Turn“, von wo aus es auf der Beschleunigungsrampe Richtung Aatal geht. Eine kurvenreiche Strecke durch Tunnels und über Brücken führt dann Hamilton und Co. gen Hinwil, wo der Betzholz-Kreisel die zweite Haarnadelkurve des Parcours bildet. Allenfalls kann auch eine Schikane eingebaut werden, indem der Kurs über die Schleuderstrecke des TCS umgeleitet wird. Für die Zuschauer verspricht man sich ein besonderes Spektakel.
Problematisch könnte für die Rennboliden einzig die Anfahrt ins hügelige Zürcher Oberland sein. Nicht umsonst fahren hier ja so viele Personen ein so genanntes SUV (kurz für: Sport Utility Vehicle, wobei man sich fragt, was diese Kolosse mit Sport und Nützlichkeit zu tun haben sollen). Das strassentechnisch unterentwickelte Gebiet zwischen Greifensee und Obersee lässt sich eben nur mit grossen Motoren, dicken Pneus und viel Benzin befahren. Bei den Verantwortlichen sind deshalb Stimmen laut geworden, das Oberland-Rundrennen und die Begeisterung der Bewohner für Allround-Fahrzeuge zu kombinieren. Der Kompromiss sähe dann so aus: Die Rennstrecke wird zwar gebaut, aber nicht asphaltiert. Damit wären alle zufrieden: Chef-Automobilist Giezendanner hätte seinen Traum vom helvetischen Rundstreckenrennen verwirklicht, die Oberländer hätten ihre Autobahn und dürften erst noch mit gutem Gewissen jeden Morgen ihren 12-Zylinder-Motor starten.